Äthiopien: Wiederaufbauarbeiten am Mekane-Yesus-Seminar

15. Dez. 2021
Studierende in der Bibliothek des Mekane Yesus Seminars in Addis Abeba, Äthiopien. Foto: ÄEKMY

Studierende in der Bibliothek des Mekane Yesus Seminars in Addis Abeba, Äthiopien. Foto: ÄEKMY

Unterstützung von LWB-Mitgliedskirchen und Partnern

ADDIS ABEBA, Äthiopien/GENF (LWI) – Der Wiederaufbau des Mekane-Yesus-Seminars hat begonnen. Das Seminar war während einer sturzflutartigen Überschwemmung schwer beschädigt worden, nachdem ein Fluss ganz in der Nähe im August über die Ufer getreten war. Acht Menschen, darunter drei Kinder, kamen ums Leben, als sich eine gewaltige Wasser- und Schlammflut durch die Seminaranlage wälzte und Straßen und Häuser des Personals und der Studierenden zerstörte.

„Um allerdings wieder zum Anschein der Normalität zurückzukehren, wird es eine Weile dauern“, so Mihret Alem, der den Wiederaufbau und die Sanierung leitet. „Mitarbeitende, die ihre nächsten Angehörigen verloren haben, dürften sich von diesem traumatischen Erlebnis und diesem Schmerz noch lange nicht erholen. Workshops für die Traumabewältigung sind Teil des Wiederaufbauprozesses der Gemeinschaft.“

Mehr als 500 Studierende und 7 der 17 Mitglieder der Fakultät, die nach der Katastrophe zeitweilig evakuiert und in Notunterkünften untergebracht worden waren, haben im Oktober den Lehrbetrieb wieder aufgenommen. Zehn Fakultätsmitglieder wohnen nach wie vor in angemieteten Wohnungen außerhalb des Campus. Beschädigte Gebäude, einschließlich der Studierendenwohnheime, Küchen, Speisesäle und einige der Unterkünfte für das Personal, werden wiederaufgebaut. Damit es nicht zu einer neuen Überschwemmung kommt, wurde mit dem Bau einer neuen Rückhaltebarriere entlang des Flussufers begonnen. Darüber hinaus gibt es Pläne für die Erschließung eines Grundstücks zum Bau eines Wohngebäudes.

A trauma-healing workshop. Photo MYS

Viele der Studierenden, so Alem, müssten nach wie vor Probleme bewältigen. So konnten zum Beispiel Laptops, Mobiltelefone und andere während der Katastrophe zerstörte Gegenstände noch nicht ersetzt werden. Auch Infrastrukturen wie Straßen, Stromversorgung, IT, Wasser- und Abwassersysteme sind noch nicht vollständig wiederhergestellt, so dass der Seminarbetrieb stark beeinträchtigt ist.

 MYS

Das Seminar ist eine Einrichtung der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (ÄEKMY). Die lutherische Gemeinschaft hat sich weltweit solidarisch erklärt und das Seminar nach der Katastrophe unterstützt. Mehrere Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) und seine Partner haben konkrete Wiederaufbauhilfe zugesagt.  Im Oktober hat der LWB eine Absichtserklärung mit der ÄEKMY unterzeichnet und damit vereinbart, dass ein Teil der Wiederaufbauarbeiten durch das LWB-Gemeinschaftsbüro in Genf koordiniert wird.

Für dieses Projekt konnten bisher bereits mehr als 300.000 Euro gesammelt werden. Eva Christina Nilsson, Direktorin der LWB-Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit, sagte: „Es ist ein starkes Zeichen der Solidarität, dass sich Kirchen unserer Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, um das theologische Seminar einer anderen Kirche in Zeiten unvorhersehbaren Leids und großer Herausforderungen zu unterstützen.“

 MYS

Das Seminar zählt rund 1.400 Studierende, die ihre Bachelor- und Masterabschlüsse in Musik und Medien, Management und Führungskompetenz und Theologie machen wollen. Marina Dölker, LWB-Programmreferentin für Diakonie und Entwicklung, die das Seminar nach der Flutkatastrophe besucht hatte, sagte: „Das gemeinsame Projekt wird einen Beitrag zum Wiederaufbau des Seminars leisten, aber hier geht es um viel mehr als nur Bauarbeiten – hier geht es um die Weiterführung einer hochwertigen theologischen Ausbildung für zukünftige Pastorinnen und Pastoren, Theologinnen und Theologen.“

 

Von LWB/P. Mumia. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller