Äthiopien: Saatgut gegen Hunger

10. Nov. 2022

Oromia, Äthiopien ist eine der Provinzen, die am härtesten von den Dürreperioden der letzten Zeit getroffen wurden. Der LWB unterstützt örtliche Landwirtschaftsbetriebe mit speziellem Teff-Saatgut, das dürreresistent ist und einen höheren Ernteertrag bietet als herkömmliche Sorten. 

Unkrautjäten auf der Ackerfläche. Der LWB schult die Einheimischen auch in umweltfreundlichen Anbaumethoden. Foto: LWB/S. Gebreyes

Unkrautjäten auf der Ackerfläche. Der LWB schult Einheimische in umweltfreundlichen Anbaumethoden. Foto: LWB/S. Gebreyes

LWB unterstützt Gemeinschaften in Oromia mit dürreresistentem Saatgut.  

(LWI) – Trockenheitsresistentes Saatgut ist eine Möglichkeit, um vom Klimawandel betroffene Gemeinschaften zu unterstützen. Der Lutherische Weltbund (LWB) hat an Landwirtschaftsbetriebe in der Bale Zone in Oromia verbessertes Saatgut verteilt. Oromia ist einer der Bundesstaaten in Äthiopien, die am stärksten unter Trockenperioden leiden.   

Im Leben des Ahmed Abdule ist der Klimawandel bereits spürbare Wirklichkeit. Der 42 Jahre alte Landwirt hatte gelernt, sich mit den Aussaat- und Erntezeiten nach den jährlichen Regenzeiten zu richten, die es zuverlässig im Frühjahr und im Herbst gab. Aber seit einigen Jahren kommt dieser Regen zu spät, und auch die Niederschlagsmengen bleiben hinter den Erwartungen zurück. Dann blieben sie in den letzten fünf Jahren vollständig aus, so dass die Ernteerträge stark zurückgingen und es nicht mehr genügend Nahrungsmittel gab, um seine achtköpfige Familie zu ernähren.  

„Wir können Gemeinschaften so ausstatten, dass sie sich an den Klimawandel anpassen.“  

„Der Klimawandel ist für die meisten Menschen im globalen Süden bereits Realität. Wir können ihn nicht mehr aufhalten, aber wir können Gemeinschaften so ausrüsten, dass sie sich daran anpassen können“, sagt Sophie Gebreyes, LWB-Länderrepräsentantin in Äthiopien. Sie hat in aller Welt über die Hungerkrise in ihrem Land berichtet. Bis es wieder regnet, brauchen die Menschen dringend Unterstützung. Nach fünf aufeinanderfolgenden Jahren ohne Regen verfügen sie über keine Reserven mehr, auf die sie zurückgreifen könnten.  

Der LWB in Äthiopien hat im Distrikt Gololcha ein Resilienz-Projekt gegen den Klimawandel aufgebaut.  Im Rahmen dieses Programms haben 680 Landwirtschaftsbetriebe in fünf Verwaltungsbezirken (Kebeles) eine verbesserte Teff-Saatgutvariante erhalten. Diese Hirsesorte ist im östlichsten Teil des afrikanischen Kontinents (Horn von Afrika) weit verbreitet und wird verwendet, um das traditionelle Fladenbrot Injera zu backen. Die Sorte, die der LWB den Landwirtschaftsbetrieben zur Verfügung stellt, ist trockenheitsresistent und zeichnet sich durch einen höheren Ertrag aus als das Saatgut, das Abdule bisher verwendet hat.  Es sei noch zu früh, um über Ernteerträge zu spekulieren, sagt Abdule, aber seiner Meinung nach sei der Unterschied bereits sichtbar. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich feststellen, dass die Pflanzen bereits sehr gut wachsen“, sagt er.  

316 Hektar Land wurden mit dieser neuen Saatgutsorte bepflanzt. Die Landwirte und Landwirtinnen haben ebenfalls von Lehrgängen über klimafreundliche agronomische Verfahren profitiert, um ihre Methoden der Landaufbereitung zu verbessern und Pflanzen ohne Einsatz von Chemikalien vor Schädlingen zu schützen.  

Das Projekt soll zu einer nachhaltigen Lebensgrundlage und zur erhöhten Krisenfestigkeit der Gemeinschaften beitragen. Etwa 3.800 Familien oder 11.519 Menschen profitieren davon direkt, dazu gehören fast 400 Personen, die bereits vom Klimawandel vertrieben worden sind.  

Gefragt sind langfristige Lösungen  

Abdule geht davon aus, dass er durch Einsatz der verbesserten Saatgutvariante auf seinem 0,3 Hektar großen Land 3,5 Doppelzentner Teff ernten kann, das sind etwa 75 Prozent mehr als früher. Abdule erzählt ebenfalls, dass es im lokalen Markt eine große Nachfrage nach Teff gebe, da diese Hirsesorte zum Backen von Injera gebraucht werde (einem Sauerteig-Fladenbrot). Für viele Menschen im Land ist dies ein Grundnahrungsmittel. „Ich hoffe, dass ich damit auch eine gute Einkommensquelle für meine Familie haben werde, denn der Verkaufspreis ist im Vergleich zu anderen Nahrungsmitteln hoch“, sagt er. „Ich plane auch, einiges von dem Saatgut während der kommenden Regenzeit zu pflanzen.“  

Delegierte aus der ganzen Welt versammeln sich jetzt in Sharm El-Sheikh auf dem COP27-Klimagipfel. Vor diesem Hintergrund weist Sophia Gebreyes, die LWB-Länderrepräsentantin für Äthiopien, auf die dringende Aufgabe hin, vom Klimawandel betroffene Gemeinschaften zu unterstützen. „Die östliche Bale Zone in der Region Oromia ist mit am stärksten von Trockenperioden betroffen. Wir sehen eine große Anzahl von Missernten und verendetem Nutzvieh“, berichtet sie. „Die Trockenheit verstärkt noch die Probleme infolge der hohen Inflation, der Auswirkungen des Krieges und der Wüstenheuschreckenplagen.“  

LWF/S. Gebreyes, C. Kästner-Meyer. Deutsche Übersetzung: Detlef Höffken, Redaktion: LWB/A. Weyermüller