Advocacy und Gebete für verbesserte interreligiöse Beziehungen in Nigeria

6. Jul. 2015
Der LWB-Rat brachte Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge seine Wertschätzung für dessen Solidaritätsbesuch im Norden Nigerias im März diesen Jahres entgegen. Auch Frau Titi Malik (sitzend) von der LKCN gehörte zu der Delegation des LWB. Foto: Jfaden Multimedia

Der LWB-Rat brachte Generalsekretär Pfr. Dr. Martin Junge seine Wertschätzung für dessen Solidaritätsbesuch im Norden Nigerias im März diesen Jahres entgegen. Auch Frau Titi Malik (sitzend) von der LKCN gehörte zu der Delegation des LWB. Foto: Jfaden Multimedia

LWB-Ratsresolution zu Nigeria

Genf, 30. Juni 2015 (LWI) - Ein Aufruf an die Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), weiterhin für Frieden und verbesserte interreligiöse Beziehungen in Nigeria zu beten, unterstützt die Bemühungen im Land selbst, nach den tödlichen Angriffen durch die militante Gruppe Boko Haram Vertrauen aufzubauen, erklärt ein Ratsmitglied des LWB aus Nigeria.

„Für Nigeria sind solche Beziehungen heute von grosser Bedeutung, da Boko Haram die religiöse Basis für seine Taten im Islam begründet sieht“, sagte Frau Titi Malik von der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria (LKCN) in Hinblick auf die im Juni 2015 verabschiedete LWB-Ratsresolution zu Nigeria.

In einem Interview sagte Malik, die Mitglied des LWB-Ausschusses für Advocacy und öffentliche Verantwortung ist, dass die Angriffe von Boko Haram, die vor allem Kirchen sowie Christinnen und Christen im Nordosten Nigerias trafen, zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft geführt hätten. „Es gibt religiöse Diskriminierung untereinander, Furcht, Misstrauen und gegenseitige Verdächtigungen“, sagte sie in Hinblick auf die Gewalt, die die Gruppe seit 2009 ausübt. Sie soll inzwischen fast 13.000 Zivilistinnen und Zivilisten getötet haben, die meisten davon im Jahr 2014.

Malik wies darauf hin, dass der interreligiöse Rat Nigerias, zu dessen Mitgliedern auch die LKCN zählt, noch nicht genug getan habe für eine harmonische Co-Existenz der Menschen verschiedenen Glaubens in Nigeria. „Die Lutherische Kirche nimmt die Frage der interreligiösen Beziehungen nun ernster, damit in Nigeria Frieden und Harmonie einkehrt“, betonte sie.

Der LWB-Rat drängte die nigerianische Regierung zudem, ihre Bemühungen, die Studentinnen zurückzubringen, die im April 2014 aus einer staatlichen Oberschule in Chibok im nordöstlich gelegenen Bundesstaat Borno entführt worden waren, zu intensivieren. Auch lobte der Rat die aktuelle Regierung, die die Kommandozentrale für den Kampf gegen die militante Gruppe nach Maiduguri, die Hauptstadt des Bundesstaats Bono, verlegt hatte. „Man hat die Mädchen aus Chibok immer noch nicht gefunden, und es ist durchaus möglich, dass einige von ihnen an andere Orte ausserhalb der nigerianischen Grenzen verschleppt wurden“, sagte Malik.

Wiederansiedlung und Wiederaufbau mit vereinten Kräften

Zwar sind die Angriffe durch Boko Haram seit der Wahl Muhammadu Buharis zum Präsidenten im März 2015 zurückgegangen, doch der Wiederaufbau von Häusern, Kirchen und Besitztümern sowie die Wiederansiedlung von Vertriebenen erfordert ein Vorgehen mit vereinten Kräften. „Die Familien, die durch die Gewalt vertrieben wurden, erhalten Hilfe — unter anderem Obdach, Nahrung, Kleidung, Hygieneartikel, Medikamente und Bildungseinrichtungen — durch Privatpersonen, den Staat und die Regierung des Bundesstaates, durch glaubensgestützte Organisationen usw.“, so Malik.

Sie gehört zu den vielen LKCN-Mitgliedern, die selbst etliche vertriebene Verwandte sowie Freundinnen und Freunde bei sich aufgenommen haben. Malik betonte die Solidarität der Kirche mit ihren Mitgliedern: „Die LKCN unterstützt auch weiterhin Vertriebene und sorgt dafür, dass sie Obdach erhalten. Die Gemeinden spenden Geld und Nahrungsmittel, um das Überleben der Vertriebenen zu sichern. In Schulen und anderen Bildungseinrichtungen der LKCN wurden Plätze für vertriebene Kinder eingerichtet, damit sie weiterhin zur Schule gehen, eine Ausbildung erhalten oder damit beginnen können“, fügte sie hinzu.

Nachdem in Nigeria nun wieder etwas mehr Ruhe eingekehrt ist, wird von der Regierung zusätzliche Hilfe beim Wiederaufbau von Häusern, Bauernhöfen, Geschäften und anderen Basiseinrichtungen erwartet sowie eine Erhöhung der Sicherheit durch die Entsendung von mehr Soldaten und die Organisation von Bürgerwehren in den während der Unruhen verwüsteten Staaten. „Viele Familien kehren nun nach Hause zurück und versuchen, trotz der Verluste wieder etwas aufzubauen“, fügte Malik hinzu.