
Im aktuellen Irak-Konflikt gehören Christinnen und Christen zu den am meisten gefährdeten Gruppen. Auf Einladung des jordanischen Königshauses und lokaler Kirchen haben mehr als 1000 von ihnen Zuflucht in Kirchen in der jordanischen Hauptstadt Amman gefunden. In drei Kirchen hilft ihnen der Lutherische Weltbund (LWB) durch Sanierungs- und Umbauarbeiten.
Für die betroffenen Familien stellt diese neue Situation eine gewaltige Veränderung zu ihrem alten Leben dar. Ausser persönlichen Dokumenten und den Kleidern, die sie am Leib trugen, konnten sie nichts mitnehmen. Die Kirchen haben Gemeinschaftsräume in provisorische Unterkünfte umgebaut. Niemand kann sagen, wie lange dieses Arrangement dauern muss.
Die abgebildeten Personen haben darum gebeten, dass ihre Nachnamen nicht genannt werden.
20. Oktober 2014
Fotos: LWB/ M.Renaux
Zwei Tage haben Dina zu ihrem Studienabschluss gefehlt. Sie befand sich mitten in ihren Abschlussprüfungen als die Familie flüchten musste. „Ich habe Arabisch studiert und wollte Lehrerin werden“, sagt sie. Ihre jüngere Schwester ist noch in Kurdistan. „Wir haben alles geopfert, weil wir Christen sind. Uns ist nichts geblieben” sagt ihr Vater.
Maryam halt eine arabische Bibel.Sie würde am liebsten nach Hause zurückkehren, aber sie glaubt nicht mehr, dass das in der aktuellen Situation möglich ist. Jetzt hofft die Familie auf Asyl in einem sicheren Land. „Ich will nur, dass das alles aufhört“ sagt sie.
10 Quadratmeter Privatsphäre sind das letzte, was Lobna und ihrer fünfköpfigen familie geblieben ist. Nach Tagen unter Granatenbeschuss und Bedrohungen hat die Familie ihr Haus in Mosul verlassen und sich zu Fuss nach Erbil (Kurdistan ) durchgeschlagen. Lobnas fünfjährige Tochter hat gerade eine Herzoperation hinter sich. Sie konnten nur die Kleidung mitnehmen, die sie am Leib trugen.
Der LWB konstruiert Trennwände, Sanitäranlagen und repariert Elektroanlagen in drei katholischen Kirchen in Amman. Dieser Raum wurde zuvor von Jugendlichen und der kirchlichen Pfadfindergruppe genutzt. Jetzt organisieren die Jugendlichen Freizeitaktivitäten für die Flüchtlinge.
Obwohl das Schuljahr bereits begonnen hat, besuchen nur wenige Kinder den Unterricht. Die jordanischen Schulen sind überfüllt. Einige Flüchtlinge verlassen kaum das Kirchengelände. Selbst nach ihrer Flucht aus dem Irak fühlen sie sich nicht sicher. Viele von ihnen möchten nicht fotografiert oder namentlich erwähnt werden. „IS ist überall“ sagen sie. „Sie werden uns finden.“
Die meisten Flüchtlinge sind einfach Mittelstandsfamilien. Sie habe ihre Arbeit als Lehrer oder Ingenieure, ihre Häuser und manchmal Familienmitglieder zurück gelassen. Ehemalige Nachbarn haben ihnen diese Fotos von ihren Häusern geschickt. Die Häuser wurden von IS verschlossen und als „Eigentum der IS“ markiert.
Bisher haben die Kirchen in Amman schätzungsweise 1,200 Flüchtlinge aufgenommen. Nach UN-Angaben werden in dieser Woche weitere 800 erwartet.
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