
Gegenwärtig nehmen 5 763 Schülerinnen und Schüler im Südsudan in den Flüchtlingslagern Ajuong Thok (Bundesstaat Unity) und Gendrassa, Batil und Kaya (Bundesstaat Upper Nile) am beschleunigten Bildungsprogramm (Accelerated Learning Program, ALP) des LWB teil. Aufgrund des Konfliktes in ihrem Heimatland Sudan konnten sie während mehrerer Jahre nicht regelmässig zur Schule gehen.
In ihrem jungen Leben haben sie Krieg und Vertreibung erlebt, manche haben Familienmitglieder verloren. Sie hoffen auf Frieden und eine Rückkehr in ihre Heimat. Sie träumen davon, LehrerInnen, Ärzte, Anwälte, IngenieurInnen oder sogar Gleichstellungsbeauftragte zu werden. Das von ECHO geförderte ALP bietet den Kindern die Möglichkeit, die versäumte Schulbildung aufzuholen, und ist somit ein erster Schritt zur Verwirklichung ihrer Träume.
Fotos: LWB/ C. Kästner
11. März 2015
Faiza und ihre Familie vor ihrer Hütte im Flüchtlingslager Yusuf Batil, Maban. Die 16-jährige ist eines der wenigen Mädchen in der 3. Klasse. Ihre Mutter unterstützt die Schulbildung ihrer Tochter.
Nikola Junuboi möchte Arzt werden, um seinen beiden körperlich behinderten Brüdern helfen zu können. Wie viele Flüchtlinge trägt er eine traditionelle Kette als Schutzamulett. „Sie beschützt mich“, sagt er. „Wenn jemand auf mich schiesst, fliegt die Kugel an mir vorbei“.
Fadina (links) hat ihre Mutter während des Konflikts in Kordofan verloren. Mit 16 ist sie bereits Familienoberhaupt. Vormittags kocht und wäscht sie und schickt ihre jüngeren Geschwister zur Schule, nachmittags werden diese von Nachbarn beaufsichtigt, damit Fadina selbst am ALP teilnehmen kann. Sie möchte in den Nuba-Bergen Gleichstellungsbeauftragte werden.
Bei seiner Flucht vor den Kämpfen in den Nuba-Bergen liess Mobarak seine Eltern zurück. „Die Schulen und Krankenhäuser sind zerstört“, erklärt er, „also müssen wir hierher kommen, um das zu erhalten, was wir für unsere Zukunft brauchen“. Mobaraks Lieblingsfächer sind Sozialkunde, Mathematik und Naturkunde. Er hofft, dass er mit seinen Kenntnissen in Naturwissenschaften eines Tages Arzt werden kann.
Die Schülerinnen und Schüler müssen unter schwierigen Bedingungen lernen. In dieser Schule im Flüchtlingslager Yusuf Batil (Maban) sind die Klassenzimmer noch nicht fertig. Aufgrund von Überschwemmungen während der Regenzeit und der Kämpfen in der Trockenzeit werden die LKW-Lieferungen mit Schulmaterial immer wieder verzögert.
Obwohl die Klassenzimmer in den Flüchtlingslagern von Maban noch nicht fertig sind, kommen die Schülerinnen und Schüler zum Unterricht und verwenden Ölbüchsen und Baumstümpfe als Sitzbänke.
Die Flüchtlinge aus Nuba im Lager Ajuong Thok sind besonders an Schulbildung interessiert. Luftangriffe in den Nuba-Bergen haben Schulen und Krankenhäuser zerstört und einen neuen Flüchtlingsstrom in den Südsudan ausgelöst. Die Schulen sind ein Grund, weshalb die Flüchtlinge dieses Lager anderen vorziehen.
Malachi Farouk Aballah ist in der Napata-Schule (Ajuong Thok) Leiter des ALP. Er war bereits in den Nuba-Bergen Lehrer, bevor ihn der Konflikt zur Flucht zwang. Seine grösste Sorge ist es, für die vielen Schülerinnen und Schüler qualifizierte Lehrkräfte zu finden; seine Hoffnung, die Generation auszubilden, die eines Tages seine Heimat wieder aufbauen wird.
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